Personalie Neu im Vorstand: Dr. med. Anne Högemann
Unser neues Vorstandsmitglied Dr. med. Anne Högemann, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, ist seit 2016 bei der ÄGGF und nun seit Jahresbeginn im Vorstand.
Liebe Anne, wir freuen uns sehr, dass du nun Teil des Vorstands bist! Wie bist du zur ÄGGF gekommen?
In der Ausbildung zur Fachärztin an der Charité habe ich häufiger Jugendliche und junge Frauen erlebt, die aufgrund von Falschinformationen oder Nichtwissen in schwierige Situationen geraten sind oder ernsthafte medizinische Probleme entwickelt haben. Im ärztlichen Alltag fehlte mir oft die Zeit, diese Wissenslücken umfassend zu schließen. Außerdem hat es mich nicht losgelassen, dass die Informationen oft zu spät kamen, weil zum Beispiel die ungeplante Schwangerschaft oder die Krebserkrankung nach HPV-Infektion ja schon eingetreten war. Eine Oberärztin in der Geburtsmedizin, Frau Dr. Klapp, war zu diesem Zeitpunkt im Vorstand der ÄGGF. Als ich vom Verein erfuhr, war ich sofort von dem Ansatz und der Aufgabe begeistert! Als ich meine Prüfung zur Fachärztin bestanden hatte und flexibler war, bin ich sofort eingetreten. Ich bin bis heute dankbar, dass ich diesen Schritt gegangen bin.
Was macht für dich die Arbeit als ÄGGF-Ärztin aus?
ÄGGF-Ärztin zu sein bedeutet einerseits, eine echte Chance zu haben, Menschen – vor allem Kinder und Jugendliche – dabei zu unterstützen, sich gut um ihre eigene Gesundheit zu kümmern und Handlungskompetenz zu entwickeln. Andererseits bedeutet es, endlich Zeit zu haben, Zusammenhänge und Fragen in Ruhe ausführlich zu erklären. Ich kann eine Ärztin zum Anfassen sein und vermitteln, dass man mit Ärzt*innen sprechen kann und mit seinen Sorgen und Problemen nicht alleine ist. Oft verlasse ich – wie viele andere ÄGGF-Mitglieder auch – eine Schulklasse mit dem Gefühl, heute wirklich einen Unterschied gemacht zu haben. Es ist ohne Übertreibung eine der erfüllendsten Tätigkeiten, die ich je hatte! Darüber hinaus sind Beratung und Primärprävention zwei ärztliche Aufgaben, die aktuell in unserem Gesundheits- und Bildungssystem noch unterrepräsentiert sind. Daran muss sich dringend etwas ändern, und als ÄGGF-Ärztin kann ich dazu jeden Tag einen Beitrag leisten!
Was hast du dir für dein neues Amt im ÄGGF-Vorstand vorgenommen?
Um die Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verbessern, ist öffentliche Aufmerksamkeit wichtig. Die ÄGGF hat in dieser Hinsicht schon sehr viel erreicht, und ich werde alles dafür tun, diesen Weg weiterzugehen. Teil dieses Prozesses ist es auch, wissenschaftlich unseren Beitrag zu leisten. Schon jetzt veröffentlichen wir regelmäßig in Fachzeitschriften, führen Studien durch und sind auf Kongressen aktiv. Denn je mehr wir wissen, was wirklich hilft und welchen Effekt Primärprävention auf die sexuelle und reproduktive Gesundheit, Impfungen oder Krebsprävention haben kann, desto passgenauer können wir diese voranbringen. Lehrkräfte und Eltern, die Heranwachsende jeden Tag begleiten, benötigen mehr Informationen und Unterstützung. Sie werden noch viel zu oft mit der Begleitung speziell von Jugendlichen in der Pubertät allein gelassen! Ich möchte die Informations- und Fortbildungsmöglichkeiten für sie verbessern und bereits etablierte Angebote weiterentwickeln. Aufgrund der erreichten Größe und Reichweite des Vereins werden wir einige Prozesse professionalisieren und auch digital zunehmend aktiver werden. Seit 2018 durfte ich bereits im Beirat viele dieser Schritte begleiten. Diese Entwicklung nun im Vorstand zu gestalten, fasziniert mich und ich freue mich sehr darauf!
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© Franziska Jordan, www.franzi-fotografie.de