Personalie Neue Vorstandsvorsitzende: Andrea Mais
Seit 2005 ist sie als Ärztin in Nordrhein-Westfalen Mitglied der ÄGGF, seit 2015 arbeitet sie im Vorstand mit und seit Jahresbeginn 2025 ist sie erstmals an der Spitze des Gremiums.
Liebe Andrea, wir freuen uns sehr, dass du als erfahrene Vorständin nun das Spitzenamt übernommen hast. Wer oder was hat dich 2005 zur ÄGGF gebracht?
Eine Annonce im Deutschen Ärzteblatt hat mich auf die ÄGGF aufmerksam gemacht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahren mit großer Begeisterung in Krankenpflegeschulen unterrichtet. Dort hatte ich gemerkt, wie wenig Verständnis und Wissen junge Erwachsene von ihrem eigenen Körper, den Geschlechtsorganen, zu Verhütung und sexuell übertragbaren Infektionen hatten. Entsprechende Präventionsbotschaften kamen sehr gut bei ihnen an. Ich fand die Idee hochattraktiv, auch an anderen Schulformen präventiv tätig zu sein. Daraus wurde dann eine Passion.
Passion ist ein gutes Stichwort. Warum bist du Ärztin geworden?
Ich hatte als Jugendliche ein Schlüsselerlebnis bei meinem ersten Besuch in der gynäkologischen Praxis. Der behandelnde Arzt nahm meine Beschwerden gar nicht ernst, sondern tat sie mit den Worten ab: „Ich habe auch manchmal Bauchschmerzen.“ Zudem versuchte er gar nicht erst, mir irgendetwas zu erklären. Ich wurde untersucht, bekam ein Rezept in die Hand gedrückt und stand ebenso sprachlos wie ratlos wieder auf der Straße. Von da an hatte ich den Wunsch, selbst Ärztin zu werden und es anders zu machen. Nämlich Sorgen ernst nehmen, zuhören, aufklären, erklären und besprechen…
Du bist seit 20 Jahren ÄGGF-Ärztin und seit 10 Jahren im Vorstand aktiv. Was macht die ÄGGF als Organisation einzigartig im Bereich Primärprävention?
Wir sind so unglaublich vielseitig und dabei am Puls der Zeit! In unseren Informationsstunden verknüpfen wir wichtige Präventionsbotschaften mit den für Jugendliche relevanten und hochspannenden Themen. Pubertät, Sexualität, Schwangerschaft oder sexuell übertragbare Infektionen sind je nach Altersstufe Kernthemen, aber wir widmen uns auch Randthemen von A wie Akne bis Z wie Zyklusbeschwerden. Entscheidend ist, was für die Jugendlichen gerade wichtig ist. Dann wird sogar eine HPV-Impfung spannend! Durch „Storytelling“ aus der Praxis bekommen die Inhalte einen noch höheren Stellenwert. Gerade bei einem Thema wie FASD ist das ein besonders wertvolles didaktisches Element. Für diese Flexibilität ist ein umfängliches ärztliches Knowhow eine wesentliche Voraussetzung. Außerdem haben wir als Ärztinnen und Ärzte einfach einen großen Vertrauensvorsprung. Das hilft besonders, wenn es um die vielen Fehlinformationen aus dem Internet oder fragwürdige Äußerungen von Infuencer*innen geht. Bei uns gibt es Fakten gegen Fakes – im Dialog und „Face to Face“.
Bildnachweis:
© Franziska Jordan, www.franzi-fotografie.de